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Alle Artikel zu England und dem Vereinigten Königreich auf einen Blick
Thema: England und Großbritannien
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17.07.2001; Robert Morten

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Titel:Anglikanische Kirche
Untertitel: 
kat:Standard
subkat:Staat/Politik
subsubkat:Religion
aufmacher:Anglikanische Kirche (von lateinisch Ecclesia Anglicana), die Kirche von England (Church of England), christliche Kirche, die seit der Reformationszeit zur Staatskirche von England erhoben wurde, deren Oberhaupt der König bzw. die Königin und deren geistlicher Leiter der Erzbischof von Canterbury mit Amtssitz in London ist.
text:1. Einleitung

Die ersten historischen Nachweise einer organisierten christlichen Kirche in England sind in den Schriften der frühen christlichen Kirchenväter, Tertullians und Origenes, aus dem 3. Jahrhundert enthalten, obwohl die ersten christlichen Gemeinschaften wahrscheinlich bereits einige Jahrzehnte früher entstanden. Es ist nachgewiesen, dass an dem Konzil von Arles (314) drei englische Bischöfe teilnahmen. Weitere Bischöfe waren auf den Konzilen von Sardica (347) und Ariminum (360) vertreten, während sich eine Reihe von Hinweisen auf die Kirche im römischen Großbritannien in den Schriften der christlichen Kirchenväter des 4. Jahrhunderts finden.

Die Riten der frühen englischen Kirche wurden von den keltischen und gallischen Missionaren und Mönchen eingeführt. Mit der Ankunft Augustinus' von Canterbury und seiner Missionsbrüder aus Rom 597 gerieten keltische und römische Formen des Gottesdienstes in Widerspruch zueinander, insbesondere was die Datierung des Osterfestes, die Organisation der Klöster und die Verantwortlichkeit der Geistlichkeit betraf. Die Klärung dieser Fragen erfolgte auf der Synode von Whitby (664), die beschloss, die Verbindung zur irischen Kirche zu verstärken und die Organisation der englischen Kirche Rom zu unterstellen. Während der folgenden vier Jahrhunderte wuchs die Kirche des angelsächsischen England ähnlich wie die mittelalterlichen Kirchen anderer Länder. Nach dem Sieg der Normannen (1066) wurden aufgrund des steigenden kontinentalen Einflusses in England die Beziehungen zwischen der englischen Kirche und dem Papst gefestigt. Während des 11. bis 13. Jahrhunderts machte sich die von Gregor VII. bis Innozenz III. erfolgreich behauptete Macht der Päpste auch in England bemerkbar, und der Einfluss und die Privilegien des Klerus wurden auf umfassende Bereiche weltlicher Angelegenheiten ausgeweitet. Während des Mittelalters versuchten die englischen Könige immer wieder die Macht der Kirche einzugrenzen, was ihnen jedoch bis zur Regierungszeit Heinrichs VIII. nicht gelang.

2. Eine nationale Kirche

Die 1529 und 1536 erlassenen Parlamentsbeschlüsse begründen den Anfang der anglikanischen Kirche als nationale, von der päpstlichen Rechtsprechung unabhängige Institution. Verärgert über die Weigerung des Papstes, die Ehe mit Katharina von Aragonien für ungültig zu erklären, veranlasste Heinrich VIII. das Parlament zum Erlass einer Reihe von Gesetzen, die dem Papst jegliche Macht oder Rechtsprechung über die Kirche von England versagten. Es kam somit zur Wiedereinsetzung des alten Rechtes, das dem christlichen Prinzen bzw. Monarchen die Oberherrschaft über die kirchlichen Angelegenheiten innerhalb seines Reiches übertrug, wobei sich der König auf Präzedenzfälle in den Beziehungen zwischen Kirche und Staat im Oströmischen Reich bis zur Regierungszeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert berief. Obwohl seine Handlung äußerst revolutionär war, wurde er sowohl von den geistlichen wie auch von seinen weltlichen Untertanen in überwältigender Mehrheit unterstützt. Diese Tatsache ließ sich in erster Linie darauf zurückführen, dass sie innerhalb des katholischen Glaubens und der Praxis keine tief greifenden Veränderungen befürchteten. Die Einflüsse der Reformation, die nach Heinrichs Tod in England verstärkt spürbar wurden, führten 1549 zur Veröffentlichung des ersten anglikanischen Common Prayer Book, dessen Anwendung durch die englische Geistlichkeit aufgrund des „Act of Uniformity" vorgeschrieben wurde. Die zweite Ausgabe des amtlichen liturgischen Buches, die den Einfluss des kontinentalen Protestantismus widerspiegelte, wurde 1552 herausgegeben, gefolgt von den kurz darauf erscheinenden Zweiundvierzig Artikeln, einer in ähnlichem Ton abgefassten Lehrschrift. Mit der Thronbesteigung Marias I. (1553) verloren beide Schriften ihren autoritativen Charakter, und England geriet erneut in eine formelle Abhängigkeit vom Papsttum, die bis zum Tod der katholischen Königin 1558 anhielt.

Zu einer Beilegung der religiösen Kontroversen kam es 1558 mit dem Antritt der Thronfolge durch Elisabeth I. Der Großteil der von Heinrich VIII. erlassenen Kirchengesetze wurde wieder eingeführt, eine vorsichtiger formulierte Suprematsakte begründete erneut die Autoriät der Krone über die Kirche, und ein neuer „Act of Uniformity" schrieb den Gebrauch eines Common Prayer Book vor, in dem die für die zweite Ausgabe bezeichnende starke Betonung der protestantischen Werte vermieden wurde. Während der Regierungszeit Elisabeths I. festigten die Puritaner ihre Macht und vertraten immer hartnäckiger ihren Anspruch auf eine weitere Reformierung der anglikanischen Kirche im Sinn der protestantischen Bewegungen aus Genf und anderen europäischen Städten. 1603, nach der Thronbesteigung des ersten Königs der Stuarts, Jakobs I., traten die Bestrebungen für religiöse Neuerungen in enge Beziehung zu den Auseinandersetzungen zwischen dem Parlament und dem Absolutismus der Stuarts. Bis 1645 gewann das Parlament so viel Macht, dass es ihm gelang, den Gebrauch des Book of Prayer zu verbieten, die Monarchie für kurze Zeit abzusetzen und König Charles I hinrichten zu lassen.

1662, nach der Wiedereinsetzung Charles II., wurde aufgrund einer dritten „Act of Uniformity" ein überarbeitetes und im Wesentlichen der jetzigen Ausgabe entsprechendes Book of Prayer eingeführt. Zu einem weiteren Angriff auf die Institution der anglikanischen Kirche kam es aufgrund der Bestrebungen König Jakobs II., Formen des Katholizismus' in England wiedereinzuführen. In der darauf folgenden Revolution 1688 musste Jakob seine Macht an Wilhelm III. und Maria II. abgeben.

3. Volksbewegungen

Seit dem 17. Jahrhundert führten eine Reihe von Volksbewegungen zu einer beträchtlichen, sowohl geistigen wie auch kirchlichen Erweiterung der anglikanischen Kirche. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich aufgrund des Wiederauflebens des Evangelismus eine neue Form der Frömmigkeit und führte zu neuen Bestrebungen in der Mission, der religiösen Erziehung sowie im Kampf gegen soziale Missstände. Führend in dieser Bewegung waren John Wesley und seine Anhänger, von denen sich viele von der anglikanischen Kirche abwandten und den Methodismus begründeten. Während des 19. Jahrhunderts löste eine Gruppe von Geistlichen an der Universität von Oxford eine Bewegung aus, die eine Rückbesinnung auf die katholischen Elemente der anglikanischen Kirche anstrebte, die der Reformation standgehalten hatten. Die Mitglieder der Low Church, die eine gewisse Verwandtschaft zwischen ihrer Frömmigkeit und Kirchenpraxis und jener der Protestanten sahen, befürchteten, dass diese Entwicklungen unter den Mitgliedern der High Church (jene, die sich zu einer strengeren Befolgung der Sakramente und zur katholischen Liturgie bekannten) eine Hinwendung zum Katholizismus zur Folge hätte. Das Aufkommen der Oxfordbewegung bestätigte diese Befürchtungen und führte zu einem Wandel im Bild der anglikanischen Kirche. Ihre Vertreter legten erneuten Wert auf die Würde und Schönheit der religiösen Observanzen sowie auf die zentrale Stellung des Gottesdienstes. Darüber hinaus betonte die Bewegung das theologische Interesse der Kirche an dem alten katholischen und apostolischen Charakter des geistlichen Amtes, ferner an den Sakramenten, an ihren seelsorgerischen Idealen sowie an der Bedeutung ihrer fundamentalen Glaubensbekenntnisse. Die Tatsache, dass sich sowohl die evangelischen Bestrebungen der Low Church wie auch die Oxfordbewegung der High Church innerhalb der anglikanischen Kirche entwickeln konnten, wie auch die Tatsache, dass Low-Church- und High-Church-Tendenzen über die Jahre hinweg nebeneinander bestanden, zeigt die Vielseitigkeit und Flexibilität der religiösen Tradition in England. Im 19. Jahrhundert kam es zeitweilig zu einer Bewegung, die sich Broad Church nannte, und der sich jene Anglikaner anschlossen, die einen mittleren Standpunkt zwischen der Low Church und der High Church vertraten. Zwar führte ein derartiges Nebeneinander so unterschiedlicher Tendenzen innerhalb der englischen Kirche häufig zu Kontroversen und Spannungen, viele Anglikaner sind jedoch der Meinung, dass die Fähigkeit der Kirche, diese verschiedenartigen Standpunkte in sich zu vereinen, erst ihre wahre Größe beweise.
Die Gründung der unabhängigen Protestant Episcopal Church in den Vereinigten Staaten geht auf die Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zurück, als die Mitglieder der anglikanischen Kirche aus den ehemaligen Kolonien der englischen Mutterkirche ihre Loyalität verweigerten. Es folgten weitere Kirchengründungen, die sich um die Kirche von England gruppierten und die Anglikanische Kirchengemeinschaft bildeten. Einzelne unabhängige Kirchen gibt es zusätzlich zu den Kirchen von England, Irland, Wales und der Episkopalkirche von Schottland auch in Kanada, den Vereinigten Staaten, Australien, Neuseeland, Westafrika, Zentralafrika, der Republik Südafrika, Indien, China, Japan und Westindien. Diese Kirchen wie auch ihre zahlreichen Missionen sind in fast allen Teilen der Welt vertreten. Auf der Grundlage gemeinsamer Glaubenslehren und -formen sind sie in einer großen Kirchengemeinschaft vereint.
Eines der meist diskutierten Themen in der zeitgenössischen anglikanischen Kirche war die Priesterweihe der Frau. Obwohl es in der amerikanischen Episkopalkirche bereits weibliche Priester gegeben hat, widersetzen sich immer noch etwa ein Zehntel aller Geistlichen sowie weltlichen Gläubigen, die Priesterweihe der Frau zu institutionalisieren. 1975 wurde von der Generalversammlung der anglikanischen Kirche (General Synod of the Church of England) zum ersten Mal einem Antrag stattgegeben, in dem festgehalten wurde, dass „es gegen die Priesterweihe von Frauen keine grundsätzlichen Einwendungen gibt". Die ersten weiblichen Diakone wurden 1987 ordiniert. 1992 genehmigte die Generalversammlung schließlich die volle Ordination von Frauen. Die parlamentarische Genehmigung wurde im darauf folgenden Jahr erteilt, und am 12. März 1994 erfolgte dann die Ordination der ersten 22 Priesterinnen der anglikanischen Kirche. Allerdings verließen einige der Priester die anglikanische Kirche, vorwiegend diejenigen, welche die Anschauungen der High Church vertraten und diese Entscheidung nicht anerkennen konnten, und traten zur katholischen Kirche über. Auch wurde auf Provinzebene ein System eingeführt, aufgrund dessen jene Kirchengemeinden, die keine Priesterinnen akzeptierten, von Gastbischöfen betreut werden konnten.
4.LEHRE Die Lehre der anglikanischen Kirche ist zum größten Teil im Common Prayer Book zusammengefasst, das die alten Glaubensbekenntnisse des ungeteilten Christentums enthält, wie auch in den Neununddreißig Artikeln, die in Übereinstimmung mit dem Prayer Book gedeutet werden. Diese berufen sich sowohl auf die ersten vier Generalkonzile der christlichen Kirche wie auch auf die Heilige Schrift in der Deutung der „katholischen Kirchenväter und der alten Bischöfe". Die anglikanische Kirche unterscheidet sich von der katholischen insbesondere dadurch, dass sie den päpstlichen Anspruch auf die Gerichtshoheit über die Gesamtkirche und auf seine Unfehlbarkeit als Verkünder der christlichen Lehre und der wahren Moral nicht anerkennt und dass sie die für den Katholizismus typischen Lehren und Disziplinen ablehnt. Ein weiterer Unterschied liegt in der Tatsache, dass die anglikanische Kirche Priesterinnen anerkennt. Zwar rechtfertigte die Generalversammlung der anglikanischen Kirche die Ordination von Frauen bereits 1975 theologisch, zu den ersten Priesterweihen von Frauen kam es allerdings erst 1994, also fast 20 Jahre danach. Die Unterschiede zwischen der anglikanischen Kirche und den orthodoxen östlichen Kirchen sind weniger ausgeprägt. Hingegen unterscheiden sich die Kirche von England und ihre Tochterkirchen aus der Anglikanischen Kirchengemeinschaft von den meisten protestantischen Kirchen durch die für ihre gesamte Geistlichkeit verpflichtende Bischofsweihe sowie durch Aufbau und Stil der liturgischen Praxis, die sich auf die Übersetzungen und Überarbeitungen der vorreformatorischen Kirchenliturgien stützen. Sie verbindet das Erbe katholischer Sakramente mit den biblischen und evangelischen Werten der Reformation.
Der anglikanischen Kirche gehören weltweit etwa 27,5 Millionen getaufte Mitglieder an.
Autor:Robert Morten
Datum:Donnerstag, 2.August.2001, 19:05
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