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Alle Artikel zu England und dem Vereinigten Königreich auf einen Blick
Thema: England und Großbritannien
Z.Zt. sind ca. 420 Artikel zu England und Großbritannien in 5 Rubriken in dieser Datenbank erfaßt. So finden Sie in Standard die Hauptartikel zu Britannia, in Hintergrund die Informationen der Hauptartikel im europäischen oder geschichtlichen Zusammenhang und mit größerer Detaillierung, in Biografie die Kurzbiografien der in Standard und Hintergrund angesprochenen handelnden Personen, in Kommentar zukünftig meine subjektive Bewertungen und Anmerkungen und in Sonstiges Detailinformationen zu Dynastien, Schauplätzen, Dokumenten und vielem anderen mehr.

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17.07.2001; Robert Morten

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Titel:England im 14. Jahrhundert
Untertitel:Kämpfe um Krone und Parlament
kat:Hintergrund
subkat:Geschichte
subsubkat: 
aufmacher:In England war das 13. Jahrhundert mit der Herrschaft eines großen Königs zu Ende gegangen. Eduard I. (1272-1307) hatte Sinn für Ordnung und System gezeigt, und was Rechtsordnung und Organisation anging, war seine Regierungszeit zu einem Meilenstein geworden. Seinem Vater hatte man vorgeworfen, die Rechte der Krone preisgegeben zu haben. Diesem Vorwurf wollte er sich nicht aussetzen, und da er die legalistische Haltung teilte, die in der Luft lag, schöpfte er bis zum äußersten jeden Rechtsanspruch aus, den er geltend machen konnte. Das löste nicht nur - in seinen späten Jahren - eine schwere Verstimmung im Lande aus, sondern verstrickte ihn auch in eine Außenpolitik, die sich die Krone kaum leisten konnte. Namentlich war das in Schottland der Fall: er wollte unbedingt auf seinem Recht - wie er es auffaßte - bestehen und brach damit einen gewaltigen Kampf um die Unabhängigkeit des Landes vom Zaun.
text:Seinem Sohn Eduard II. (1307-1327) fiel infolgedessen ein schweres Erbe zu. Eduard I. hatte eine beträchtliche Schuldenlast hinterlassen; seine Politik konnte ohne Prestigeverlust nicht aufgegeben, aber auch nicht mit Aussicht auf Erfolg fortgesetzt werden. Dem Gedenken der Menschen hatte er sich, auch wenn man über seine autokratische Art klagte, als bedeutender König eingeprägt; keinem Nachfolger konnte es leichtfallen, ihm nachzueifern. Nun erwies sich aber sein Nachfolger - schmerzlicher konnte der Kontrast nicht ausfallen - als besonders schwach. Eduard II. als Athlet war ein schöner und stattlicher Mann, was für einen König im 14. Jahrhundert gewiß ein Vorzug war: zugleich aber war er mit fatalen Charakterfehlern behaftet. In einem Zeitalter, in dem ein Land nur gut regiert sein konnte, wenn sich der König auf sein Geschäft verstand, war er von einer unüberwindlichen Faulheit. Im Angesicht einer übermächtigen Aristokratie gab er sich Liebhabereien hin, die ganz und gar unaristokratisch waren: statt sich mit Kriegführung und Jagd zu beschäftigen, vergnügte er sich mit Rudern oder Theaterspielen, was als verächtlich galt. Zu alledem entwickelte er eine ungezügelte Leidenschaft für schöne junge Männer; diese Schwäche verleitete ihn dazu, die jeweiligen Günstlinge, die von allen gehaßt wurden, mit greifbaren Beweisen seiner Zuneigung zu überhäufen und den Magnaten, die sich als seine natürlichen Gefährten und Ratgeber betrachteten, die kalte Schulter zu zeigen.

Die Barone wehrten sich ihrer Haut: 1311, drei Jahre nach seinem Regierungsantritt, müßte der König Verfügungen über sich ergehen lassen, die alle Bereiche der königlichen Regierung bis ins einzelne regelten. Im schottischen Krieg ging es von Jahr zu Jahr schlechter, und 1314 erlitten die Engländer eine vernichtende Niederlage bei Bannockburn. Die Unabhängigkeit Schottlands war gesichert. Die Schotten drehten nun den Spieß um; sie plünderten die nördlichen Bezirke Englands und richteten Verheerungen in Irland an. Sogar die extremen Gegner des Königs verloren an Ansehen, denn auch sie konnten gegen diese Überfälle, deren Wirkungen durch die Folgen einer dreijährigen Hungersnot und an Anarchie grenzende innere Wirren verschärft wurden, nichts ausrichten. Die extreme Partei unter Thomas von Lancaster, einem Vetter des Königs, die sich 1311 durchgesetzt hatte, wurde 1318 von einer gemäßigten Magnatengruppe gestürzt. Ihre Herrschaft war von kurzer Dauer. Als seinem neuen Günstling Hugh Despenser 1322 Gefahr drohte, raffte sich der König dazu auf, gegen seine Feinde energisch vorzugehen. Er bezwang einen nach dem anderen und ließ viele hinrichten, darunter auch Thomas von Lancaster.

Die siegreichen Königstreuen wollten nun beweisen, daß sie tüchtiger seien als ihre Gegner. Im Schatzamt, in der Staatskanzlei und im königlichen Haushalt wurden wichtige Reformen durchgeführt. Doch konnten Verbesserungen im zentralen bürokratischen Apparat den Haß nicht beschwichtigen, den sich die Regierenden mit anderen Dingen zuzogen. Die Despensers waren habgierig und bedienten sich des Königs, um sich zu bereichern. Namentlich in Südwales machten sie sich damit die mächtigen Herren der Grenzmarken zu gefährlichen Feinden. Im Lande herrschten weiterhin chaotische Zustände; das galt erst recht für die nördlichen Bezirke, wo die Schotten ihre Raubzüge fortsetzten. Außenpolitisch - vor allem Schottland und Frankreich gegenüber - erntete die Regierung nur Mißerfolge. Aufgebracht über die verfahrene Lage, ließ sich Königin Isabella als Friedensstifterin zu ihrem Bruder Karl IV. nach Frankreich entsenden; der einfältige König ließ sie ziehen, und anschließend durfte auch sein ältester Sohn Eduard die Reise nach Frankreich antreten, Isabella machte bald gemeinsame Sache mit den Aristokraten, die in Frankreich im Exil lebten; ihre Hauptstütze - und ihr Geliebter - wurde Roger Mortimer, ein großer Feudalherr aus der walisischen Grenzmark. Mit seiner Hilfe wagte sie - im Namen des jungen Eduard - einen bewaffneten Einfall in England. Wie schmal die Grundlage war, auf die sich die Regierung Eduards II. stützte, zeigte sich sehr schnell: binnen wenigen Wochen brach sie zusammen. Die Minister und Günstlinge des Königs wurden ermordet. Der König mußte unter schwerem Druck zugunsten seines ältesten Sohnes abdanken. Als Fünfzehnjähriger kam Eduard III. (1327-1377) auf den Thron.

Dem abgesetzten König wurde lebenslängliche Haft zudiktiert. Die brutale Behandlung, die ihm zuteil wurde, brachte ihm nicht den Tod, und solange er noch lebte, fühlten sich Isabella und Mortimer nicht sicher. Sie ließen ihn umbringen. Das trug ihnen noch mehr Haß ein. Um für die Unterdrückung aller Oppositionsregungen im Innern die Hände frei zu haben, mußten sie mit dem Schottenkönig Robert Bruce (1306-1329) und mit Frankreich Frieden schließen, was heftige Empörung auslöste. Schließlich brachte ihre Willkürherrschaft den jungen König und den Adel dazu, gemeinsam zu handeln. Die verhaßte Regierung wurde 1330 gestürzt. Jetzt erst konnte Eduard III. die Regierung wirklich antreten.

Das entscheidende Erlebnis, das die Politik Eduards III. bestimmte, war die Absetzung und Ermordung seines Vaters: die unheilvollen Ereignisse von 1326/27 durften sich nie und nimmer wiederholen. Darum mußten alle Zwistigkeiten im Innern vermieden und alle einflußreichen Kreise und Gruppen, in erster Linie der Adel, in einem gemeinsamen Unterfangen zusammengebracht werden. Eduard verdankte die Macht einem Bündnis mit Heinrich von Lancaster, dem Bruder des größten Widersachers seines Vaters; mit der Zeit begnadigte er die Erben der einstigen Hochverräter und gab ihnen ihre Ländereien und Ämter wieder. Er band den Adel an sich, indem er die Ideale des Rittertums verkündete, die Legenden von König Artus und seiner Tafelrunde belebte, mit einer galanten Geste den Hosenbandorden stiftete und die Nachfahren der alten Ritter in neue Kriegsabenteuer hineinzog. Zuerst wurde in Schottland Krieg geführt: Eduard Balliol und andere große Herren, die Robert Bruce entrechtet hatte, sollten wiedereingesetzt werden und sich dafür mit Schlössern und Gütern erkenntlich zeigen. Dann drängten sich ab 1336 die ungleich größeren Kämpfe in Frankreich in den Vordergrund. Die Magnaten hatten nun reichlich Gelegenheit, im führenden christlichen Königreich Heldentaten zu vollbringen, in einem viel reicheren und schöneren Land als Schottland Beute zu machen und Lösegelder einzutreiben.

Ein Menschenalter lang brachte der Krieg mit Frankreich nicht nur militärische Siege, solidem auch Prestigegewinne für den König und Einigkeit im Innern. Die Erben der Widersacher Eduards II. dienten als Truppenführer in den königlichen Armeen, und des Königs Sinn für Pracht und Schaustellung, für Turniere, Festgelage und Jagdveranstaltungen befriedigte den Hunger der Aristokratie nach farbigem Gepränge und standesgemäßen Vergnügungen. Dafür mußte freilich der König gewichtige Zugeständnisse machen: er konnte einen erfolgreichen Krieg im Ausland nicht führen, ohne allen ernsten Konflikten im Inland auszuweichen; das unterstrich 1341 ein krisenhafter Zusammenstoß, bei dem sich die Magnaten unmißverständlich auf die Verfügungen von 1311 beriefen. Fürderhin mußte Eduard von vornherein nachgeben, wenn mächtige Klassen auf bestimmten Forderungen bestanden. Bei der Auswahl der Minister und Ratgeber berücksichtigte er grundsätzlich die Wünsche und Vorurteile der Aristokratie; der als Parlament geltende erweiterte Rat, der zu Zeiten Eduards I. im wesentlichen als Regierungswerkzeug des Königs gedient hatte, wurde jetzt von den Magnaten beherrscht. Immer häufiger mußte der König das Parlament um Geldmittel für den Krieg angehen, denn die Parlamentsmitglieder, insbesondere die Gemeindevertreter der Landbezirke und Städte, wünschten nicht, daß er sich anderweitig zusätzliche Mittel beschaffe. Angesichts der wiederholten Geldforderungen der Krone mußten sich Ritter und Bürger immer wieder miteinander verständigen, so daß sie am Ende nicht nur eine gemeinsame Körperschaft, das »Haus der Gemeinden«, bildeten, sondern am Ausgang der Regierungszeit Eduards III. auch eine Regelung durchsetzten, die es der Regierung untersagte, sich um außerordentliche Einnahmen auf anderen Wegen als über das Parlament zu bemühen.

Solche Konzessionen an das Parlament schienen, auch wenn sie widerwillig gemacht wurden, lohnend, solange damit Erfolge in Frankreich erzielt werden konnten; auf die Dauer ließen sich aber neue Erfolge nicht heimbringen: dazu reichten die Kräfte des englischen Staates nicht. Aber der Vertrag von Brétigny und Calais hatte England einen so strahlenden Erfolg bescheinigt, daß die Engländer, als nach 1369 schwere Rückschläge einsetzten, nicht glauben wollten, sie seien in ehrlichem Gefecht geschlagen worden. Sie suchten die Erklärung im Versagen der Führung und in Korruption. Dank den Zugeständnissen, die ihnen der König Jahrzehnte früher eingeräumt hatte, konnten Magnaten und Gemeinden ihre Kritik von einer viel günstigeren Ausgangsposition aus üben. Überdies fanden die Oppositionsgruppen, da Eduard III. seine Söhne mit Töchtern aus reichen und mächtigen Häusern verheiratet hatte, In der Königsfamilie selbst die unabhängigen und unerschrockenen Führer, die sie brauchten. Eduard, einst leuchtendes Vorbild des Rittertums, war vorzeitig senil geworden; er ließ sich von einer unbedeutenden Mätresse gängeln und konnte weder der verschiedenen Richtungen Herr werden, die um Einfluß auf die Regierung kämpften, noch die Angriffe des Parlaments auf seine Minister und Freunde abwehren.
Autor:Robert Morten
Datum:Sonntag, 23.September.2001, 20:48
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