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17.07.2001; Robert Morten

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Titel:A DEFENCE OF POETRY (engl.; Eine Verteidigung der Dichtkunst).
Untertitel:EINE VERTEIDIGUNG DER DICHTKUNST
kat:Hintergrund
subkat:Literatur
subsubkat: 
aufmacher:Essay von Percy Bysshe SHELLEY, verfaßt 1821, erschienen 1840. - Die Schrift entstand, in bewußter Anlehnung an SIDNEYs The Defence of Poesie (1595) als Entgegnung auf Thomas Love PEACOCKs Four Ages of Poetry, 1820 (Vier Zeitalter der Dichtkunst), eine absurd witzige Diatribe über Zwecklosigkeit und zyklischen Verfall der Dichtkunst.
text:Shelley nennt die Poesie eine imaginative Bildsprache, in der universelle Wahrheiten aufleuchten. Da der Dichter das Schöne und Wahre erkenne, sei er als eine Art Prophet und Menschheitsführer anzusehen. Eine der dominierenden Metaphern in diesem leidenschaftlichen Essay ist die des Spiegels: die Dichtung, schreibt Shelley, ist »ein Spiegel, der dem, was entstellt ist, Schönheit verleiht«. Dichtung »streift den Schleier des Bekannten von der Welt und legt die nackte und schlafende Schönheit bloß, die der Geist ihrer Formen ist«. Nie - auch wenn sie erotischen Charakter hat - ist sie unmoralisch, da sie stets die Phantasie mit schöpferischen Gedanken und idealen Gestalten bereichert und veredelt (Imagination). Damit fällt dem Dichter eine hohe kulturelle Verantwortung zu. Er sorgt dafür, daß der moralische Fortschritt neben dem wissenschaftlichen und materiellen Fortschritt nicht zu kurz kommt. Der Nutzen der Poesie ist demnach zwar ein anderer als der der Wissenschaft, er ist gleichwohl unbestreitbar. Um dies zu verdeutlichen, zieht Shelley die Autoren des Alten und Neuen Testaments, die Dichter des Vergilschen Zeitalters und der Renaissance heran, die den Geist ihrer Zeit begriffen und deren Werke ihn ausstrahlten. Eine korrupte, degenerierte Gesellschaft hingegen wirkt sich seiner Meinung nach zwangsläufig hemmend auf die Entfaltung der Dichtkunst aus. Nur Zeiten kulturellen Aufschwungs könnten große Dichter hervorbringen. Insofern Peacocks Zyklentheorie der Degeneration von Dichtkunst aufgreifend und widerlegend, verteidigt Shelley in diesem Zusammenhang seine von Peacock angegriffenen Zeitgenossen und sich selbst.

Die Hauptargumente Shelleys lassen sich über die deutsche Transzendentalphilosophie bis zu PLATON zurückverfolgen. Seine Definition der Dichtung als eines Spiegels, in dem Moralstrukturen und universelle Wahrheiten aufgefangen werden, erinnert an gewisse mimetische Prinzipien in Platons Gastmahl, an dessen Übersetzung Shelley gerade arbeitete, als er seinen Essay verfaßte. Seine Vorstellung von den priesterlichen Funktionen des Dichters, der die Menschheit höher führt, kann mit Gedankengängen FICHTEs, SCHELLINGs, vielleicht sogar mit SCHILLERs Aufsatz Über naive und sentimentalische Dichtung in Verbindung gebracht werden. Obwohl Shelley keine eigentliche kritische Theorie der Dichtung entwickelt, errichtet er ein quasi politisches Fundament für seine Rechtfertigung der Poesie. Seine These, daß Dichtung neue Erkenntnisse, neue Macht und neuen Genuß ermögliche und all dies dem Leser in der Form des »Schönen« und »Guten« nahebringe, führt ihn zu der Folgerung, daß die Dichter notwendig die geheimen Gesetzgeber (»unacknowledged legislators«) der Welt seien.

J.D.Z.-KLL

Jack D. Zipes/KLL
AUSGABEN: Ldn. 1840 (in Essays, Letters from Abroad, Translations and Fragments). - Oxford 1921, Hg. H. F. B. Brett-Smith [enth. auch Peacock, Four Ages of Poetry u. Browning, Essay on Shelley; ern. 1967]. - Ldn./NY 1930 (in Complete Works, Hg. R. Ingpen u. W. E. Peck, 10 Bde., 1927-1930, 7; Julian Ed.; ern. NY 1965). - Ldn. 1948 [zus. m. A Letter to Lord Ellenborough; ern. Folcroft/Pa. 1974]. - Albuquerque 1954 (in Prose; or the Trumpet of a Prophecy, Hg. D. Lee Clark; m. Anm. u. Einl.). - NY 1965 (in Poets on Poetry, Hg. C. Norman). - NY 1970 (in Political Writings, Hg. R. A. Duerksen). ÜBERSETZUNG: Aus der Verteidigung der Poesie, F. Ernst (in Corona, 5, 1935, H. 5; unvollst.). LITERATUR: B. Croce, »The Defence of Poetry«, Variations on the Theme of S., Oxford 1933. - L. Verkoren, A Study of S.'s »A Defence of Poetry«: Its Origin, Textual History, Sources and Significance, Amsterdam 1937. - J. Bronowski, The Poet's Defence, Cambridge 1939. - K. N. Cameron, A New Source for S.'s »Defence of Poetry« (in StPh, 38, 1941, S. 629-644). - A. Durand, S. on the Nature of Poetry, Quebec 1948. - M. H. Abrams, The Mirror and the Lamp, NY 1953, S. 125-132. - E. R. Wasserman, S.'s Last Poetics: A Reconsideration (in From Sensibility to Romanticism, Hg. F. W. Hilles u. H. Bloom, Oxford 1965, S. 487-511). - J. Cohn, The Theory of Poetic Value in I. A. Richards' »Principles of Literary Criticism« and S.'s »A Defence of Poetry« (in Keats-S. Journal, 22, 1973, S. 95-111). - F. Delisle, A Study of S.'s »A Defence of Poetry«. A Textual and Critical Evaluation, 2 Bde., Salzburg 1974. - J. R. Leo, Criticism of Consciousness in S.'s »A Defence of Poetry« (in Philosophy and Literature, 2, 1978, S. 46-59). - J. R. Baker, Poetry and Language in S.'s »Defence of Poetry« (in Journal of Aesthetics and Art Criticism, 39, 1981, S. 437-449). - P. H. Fry, S.'s »Defence of Poetry« in Our Time (in P. H. F., The Reach of Criticism, New Haven/Conn. 1983, S. 125-167). - T. Ware, S.'s Platonism in »A Defence of Poetry« (in SEL, 23, 1983, S. 549-566). - J. L. Mahoney, The Idea of Mimesis in S.'s »A Defence of Poetry« (in British Journal of Aesthetics, 24, 1984, S. 59-64). - N. D. Mawer, S., Metaphor, and the Romantic Quest for Unity (in Prose Studies, 7, 1984, S. 209-224). - J. Archer, Authority in S. (in Studies in Romanticism, 26, 1987, S. 259-273). - R. Breuer, Theory and Practice in S. (in Beyond the Suburbs of the Mind: Exploring English Romanticism, Hg. M. Gassenmeier u. H. N. Platz, Essen 1987, S. 163-177).

Quelle:
Kindlers Neues Literaturlexikon.
Autor:Robert Morten
Datum:Donnerstag, 13.September.2001, 20:17
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