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Alle Artikel zu England und dem Vereinigten Königreich auf einen Blick
Thema: England und Großbritannien
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17.07.2001; Robert Morten

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Titel:England im 15. Jahrhundert
Untertitel:Vom Haus Lancaster über die Rosenkriege bis zum Hauses Tudor
kat:Hintergrund
subkat:Geschichte
subsubkat: 
aufmacher:Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte das Haus Lancaster den Thron von England übernommen. Im letzten Jahrzehnt vor 1400 war dem englisch-flämischen Handel eine friedliche Hochblüte beschieden gewesen, ehe dem nordwesteuropäischen Seehandel durch die Piraten und die wiederausbrechende englisch-französische Feindschaft - eine neue Phase im Hundertjährigen Krieg - schwere Bedrohungen erwuchsen.
text:Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte das Haus Lancaster den Thron von England übernommen. Im letzten Jahrzehnt vor 1400 war dem englisch-flämischen Handel eine friedliche Hochblüte beschieden gewesen, ehe dem nordwesteuropäischen Seehandel durch die Piraten und die wiederausbrechende englisch-französische Feindschaft - eine neue Phase im Hundertjährigen Krieg - schwere Bedrohungen erwuchsen. Die Jahre 1413 bis 1422 sahen die englische Eroberung der Normandie. So verdichteten sich begreiflicherweise auch Ruhm und Glanz der Linie Lancaster vornehmlich in der Regierung Heinrichs V. Bis 1453 vermochte sich die englische Macht auf französischem Boden zu behaupten, ein Umstand, aus dem die neuen Dynastien York und Lancaster ihren Nutzen zogen. Innenpolitische Revolten und Kämpfe - sie waren in den Gassen von St. Albans ausgebrochen - zwischen der »Weißen Rose« und der »Roten Rose« als den Symbolen der Häuser York und Lancaster erfüllten die folgenden Jahrzehnte: zwischen 1455 und 1485 herrschte eine Adelsanarchie; die Zeit ist unter der Bezeichnung Wars of the Roses (»Rosenkriege«) in die englische Geschichte eingegangen.

Erst nach 1485 glückte es Heinrich VII., dem ersten König aus dem Hause Tudor, die Monarchie zu festigen. Jedoch fand der politische Wandel im Laufe des 15. Jahrhunderts mehr im Reiche der Tatsachen als im Denken statt; von einer großartig neuen Staatsphilosophie kann man nicht recht sprechen. Die herrschenden Ideen - von Politikern und Juristen vertreten - wurzelten noch ganz im Staatsdenken des 13. Jahrhunderts oder hatten zumindest kontinentale Vorbilder. Immerhin darf die Governance of England aus der Feder des Oberrichters John Fortescue, die den Zustand des Königtums unter Edward IV. widerspiegelt, als der bedeutendste politische Traktat der Epoche angesprochen werden. Übrigens wurde 1411 mit der Verdammung der Lehren von John Wycliffe durch die Universität Oxford die gelehrte Häresie bis zur Reformation völlig aus England verbannt. Das englische Parlament des 19. Jahrhunderts war mit geistlichen und weltlichen Herren (Lords) und Rittern als Repräsentanz der Grafschaften und mit Bürgern als Vertretung der Marktflecken besetzt; es stieg nun zum echten Bundesgenossen der Krone auf. Sichtbar trat die enge Partnerschaft in Westminster in Erscheinung; dort tagte gewöhnlich das Parlament, und dort residierte meistens auch der König. Schon den Tudors gelang es, das Parlament als revolutionäres Mittel in Staat und Kirche einzusetzen. Schließlich erkannte sogar der hohe Adel, der England während dieses Jahrhunderts durch seinen Hader verwirrt hatte, den einheitlichen Nationalstaat an. Mit der Renaissance vollzog sich auch in England der Übergang vom Zeitalter der Autorität und des Glaubens zur Ära der Vernunft und Kritik; immer stärker löste sich das Individuum vom Banne der Gemeinschaft.

Als der königliche Ästhet Richard II. (1377-1399) kinderlos im Gefängnis starb, wurde sein Vetter Heinrich von Lancaster, der ihn gestürzt hatte, der neue englische Monarch. Als Heinrich IV. regierte er vierzehn Jahre lang (1399-1413); zu Beginn seiner Regierung revoltierten die im Vorjahr abgesetzten Herzöge gegen den Usurpator. Aber Heinrich erhielt schon früh, am 2. Januar 1400, Kunde von den Bestrebungen der Rebellen Gloucester, Kent, Rutland und Huntingdon, die nach ihrer Degradierung auf ihre Grafschaften beschränkt waren. Inmitten dieser Krise hatte der König den Mut, Windsor zu verlassen und nach London zu gehen. Nachdem er mit den Opponenten aufgeräumt hatte und deren abgeschlagene Häupter in der Stadt London zur allgemeinen Abschreckung auf Stangen gesteckt waren, kehrte Heinrich am 15. Januar nach Westminster zurück. Weniger gefährlich war für England die immerhin recht erfolgreiche Revolte des adligen Gutsbesitzers Owen Glyndwr - er hatte sich im Herbst des Jahres 1400 den Titel eines Prince of Wales angemaßt; sie verlief ohne großangelegte militärische Unternehmungen und wurde erst durch die Liga zwischen Glyndwr und Frankreich zu einem ersten Problem.


Zwischen 1401 und 1406 war der König heftiger Kritik im Parlament wegen der Seeverteidigung und der Finanzverwaltung ausgesetzt. Zahlreiche Anzeichen deuten unmißverständlich darauf hin, wie verwundbar Heinrich in seiner Stellung letztlich war. Einerseits hatte er sich gegen Aufstände im Innern und gegen eine drohende Invasion zu sichern, und andererseits mußte er wohl oder übel seine Position mit den europäischen Großmächten abstimmen. Daher knüpfte er bereits 1401 diplomatische Fäden nach Frankreich, indem er die Rückkehr der englandfreundlichen Königin Isabeau (1371-1435), der Gemahlin Karls VI., betrieb. Aber seine Heirat mit der regierenden Herzogin der Bretagne, Johanna, der Witwe Herzog Johanns IV., im Jahre 1403, konnte Frankreich nicht anders denn als unfreundlichen Akt, wenn nicht gar als Provokation auffassen. In seinen späteren Regierungsjahren, ungefähr seit 1408, drohte England von Frankreich ungeheuere kriegerische Gefahr. Die Anhänger Wycliffes, die »Lollarden«, ließ der König durch die Inquisition und von seinem Kanzler, Erzbischof Arundel, grausam verfolgen. In dieser Zeit befiel den König eine Neurose, die ihn häufig dem körperlichen Zusammenbruch nahebrachte. Er überließ daher die Staatsgeschäfte seinem Sohn Heinrich, dem Prince of Wales. Als er im März 1413 starb, war ihm die Macht längst entglitten.

Der neue König Heinrich V. (1413-1422) ging als Held in die englische Geschichte ein. Mitten aus wilder Jugend wandelte er sich plötzlich in einen ernsten König. Seine Bemühungen, die Einheit des Landes auf der Grundlage adligen Führertums und mit der Zustimmung der leitenden Kirchenmänner zu festigen, waren jedoch nur vorübergehend von Erfolg gekrönt. Die in Frankreich tobenden Parteienkämpfe und eine Revolte in Paris boten dein König Gelegenheit zur Invasion. Kurz nach dem von ihm energisch unterdrückten Lollardenaufstand von 1414 traf Heinrich V. die ersten Vorbereitungen für eine französische Expedition. Im Frühsommer 1414 wurden große Mengen von Waffen und Belagerungsgerät bereitgestellt; finanziell waren die militärischen Operationen mit Hilfe von Anleihen in den Monaten Juni und Juli 1413 gesichert.

Die erste Invasion stützte sich auf zweitausend Bewaffnete und kaum mehr als sechstausend Bogenschützen. Die gesamte Invasionsarmee umfaßte nach den Berechnungen von E. F. Jacob höchstens neuntausend Streiter, die mit ihrer ganzen Ausrüstung in fünfzehnhundert Schiffen verladen wurden, nachdem sie sich in drei Tagen in den Küstenhäfen von Gosport bis Southampton gesammelt hatten. Heinrich V. selbst schiffte sich am 7. August 1415 ein und gab am Sonntag, dem u. August, das Zeichen zur Abfahrt, die für einen Feldzug verhältnismäßig spät im Jahr angesetzt war. Sämtliche Herzöge und Grafen segelten mit dem König; die beiden großen Unternehmungen von 1415 und 1417 vereinigten den ganzen englischen Adel zum erstenmal wieder seit der Stiftung des Hosenbandordens (1348) zu gemeinsamer Aktion.

Das englische Heer landete bei Harfleur in der Normandie in der Seinemündung. Bereits am 35. Oktober schlug Heinrich V. die Franzosen bei Agincourt, ehe er im November als Kriegsheld heimkehrte und den Herzog von Orleans für fünfundzwanzig Jahre in englische Gefangenschaft führte. Im darauffolgenden Jahr 1416 besuchte ihn Kaiser Sigismund, der zur Unterstützung des Konstanzer Konzils den Zusammenschluß der europäischen Kräfte betrieb und sich um Türkenhilfe bemühte. Die Zeitumstände arbeiteten weiter für England; der Herzog von Burgund schloß sich ihm gegen Frankreich an. Damit war die Normandie für den englischen Angriff offen. Anfang August 1417 betrat Heinrich V. wieder an der Normandieküste französischen Boden.

Frankreichs Schicksal schien besiegelt, als im September 1419 der Herzog von Burgund von Leuten des Dauphins ermordet wurde. Nach seiner Heirat mit Prinzessin Katharina, die ihm Ansprüche auf den französischen Thron einbrachte, kehrte Heinrich V. 1421 kurz nach England zurück und starb erst fünfunddreißigjährig in Frankreich im August 1422. Damals standen die Armagnacs in Le Crotoy am Nordufer der Sommebucht, ferner in Vermandois und Tierche.

Als Heinrich V. starb, war sein Sohn, der künftige König Heinrich VI. (1422-1461, 1470-1471), kaum neun Monate alt. Dieser Umstand erklärt hinreichend, warum die Regierungszeit dieses Monarchen, der als Erbe zweier Reiche, des englischen und des französischen Throns, geboren war, mit so viel Tragik überschattet ist. Bis zu seiner Großjährigkeit im Jahre 1437 leitete interimistisch ein Rat der führenden Großen die Geschicke des Inselreiches. Aber auch dann änderte sich daran nichts. Anders als sein Vater verspürte Heinrich keinerlei Neigung für Politik, eher vielleicht für den geistlichen Stand. »Von Anfang bis zum Ende wurde er regiert, zuerst von seinen Onkeln und dann von seinem tyrannischen und klugen Weibe« (George Holmes). Allerdings hätte die Verantwortung, die das Schicksal auf seine Schultern bürdete, auch einen andersgearteten Mann scheitern lassen.

Die auswärtige Politik Heinrichs VI. war vor allem auf einen Frieden mit Burgund gerichtet. Der diplomatische Kongreß von Arras brachte 1435 die Wende in der englischen Geschichte des 15. Jahrhunderts. Dieses Ereignis ging dem Friedensschluß zwischen Burgund und Frankreich unmittelbar vorauf. In den nächsten Jahren versuchten die Engländer unter dem Herzog Richard von York und Richard Neville, Edmund Beaufort und John Talbot vergeblich, das Einsickern der Franzosen in den Landstreifen zwischen Paris und der Küste zum Stehen zu bringen. Seit 1438 griffen schließlich französische Heere englisches Gebiet auch in der Gascogne an. 1444 erreichte der Herzog von Suffolk einen Waffenstillstand in Frankreich und brachte die Ehe Heinrichs VI. mit Margarete von Anjou zustande, die im Jahr darauf geschlossen wurde. Ein Angriff von Söldnertruppen unter englischem Befehl von der Normandie aus auf Fougères in der Bretagne ließ 1449 die Kämpfe wieder aufleben; nun winkte den Franzosen das Kriegsglück. Vier Jahre später war das Schicksal der englischen Macht in Frankreich besiegelt, und 1455 begannen mit der Schlacht von St. Albans die Rosenkriege zwischen den Häusern York und Lancaster.

Aber bis 1459 blieb es verhältnismäßig ruhig. Königin Margarete hatte die Richard von York entglittene Kontrolle von Hof und Regierung (mit Ausnahme von Calais) wiedererlangt. Im Oktober 1459 zog sich Richard nach Irland zurück. Der Graf von Warwick ging im Juni 1460 mit seinem Vater, Salisbury, und dem Sohn des Herzogs von York, Eduard, dem späteren König Eduard IV., von Calais aus über den Ärmelkanal und besetzte London. Im Juli wurde Heinrich VI. gefangengenommen. Jetzt kontrollierte die Partei von York, die Weiße Rose, die Regierung.

Richard forderte im Parlament vorerst den Thron für sich, fiel aber bei dem Versuch, die Lancaster-Streitkräfte im Norden zu vernichten, gegen Ende des Jahres 1460 in der Schlacht bei Wakefield. England war hoffnungslos in zwei sich befehdende Parteien gespalten. Eduard von York vermochte sich militärisch zu behaupten und griff schließlich selbst nach der Krone; König Heinrich VI. und seine Gemahlin Margarete aber flohen nach Schottland.

Eduard IV. (1461-1470; 1471-1483) erwies sich als wahrhaft zum Herrschen geborene Persönlichkeit. Zusammen mit Warwick war er während der ersten Jahre seiner Regierung bemüht, die letzten Reste der Lancaster-Opposition auszuschalten, er siegte bei Towton (1461) und Hexham (1464).

Gegen die Absichten der Königsmacher heiratete Eduard IV. 1464 heimlich Elizabeth Woodville, die älteste Tochter Lord Rivers. Zuvor hatte Eduard um eine Tochter des französischen Königs Ludwig XI. angehalten, war aber mit dem Hinweis auf deren Jugend abgewiesen worden. Der König hielt an der Freundschaft des Hauses York mit Burgund fest und vermählte 1468 seine Schwester mit Karl dem Kühnen. Warwick jedoch konspirierte auf eigene Faust mit dem König von Frankreich. Nachdem 1470 die Streitkräfte von York bei Edgecote in Northamptonshire überraschend geschlagen und Eduard IV. in Gefangenschaft geraten war, proklamierte Eduards Bruder, George Clarence, den alten Heinrich VI. wieder zum Herrscher. Am 26. November 1470 wurde Warwick zusammen mit Clarence zum Statthalter und Protektor des Königs bestellt und gleichzeitig Eduard IV. mit seinem Bruder Gloucester als Unterdrücker angeprangert.

Aber diese zweite Regierung Heinrichs VI. blieb Episode, mit Truppen und Geld aus Burgund kehrte Eduard IV. nach England zurück, und Clarence wechselte ins Lager seines rasch vordringenden Bruders über. Beim Dorfe Barnet wurde Warwick am 13. April 1471 besiegt und getötet, und am 21. Mai konnte Eduard IV. wieder in London einziehen. Noch am selben Tag befahl er die Hinrichtung Heinrichs VI. im Tower; die Niederlage seines Nebenbuhlers kostete er als persönlichen Triumph aus. Als Eduard aber 1475 mit Karl dem Kühnen Frankreich angreifen wollte und nach Calais übersetzte, wurde er von Ludwig XI. im August (Friede von Picquigny) bewegen, sein Heer gegen eine ansehnliche Zahlung zurückzuziehen. Eduard IV. waren noch etwa acht Friedensjahre vergönnt, in denen jedoch schon die Machtrivalität seiner beiden jüngeren Brüder - Georgs, des Herzogs von Clarence, und Richards, des Herzogs von Gloucester - aufglimmte. Eduard bemühte sich, auch weiterhin die französische Pension zu beziehen. So plante er gleichzeitig mit Ludwig XI. eine gemeinsame Aktion gegen Burgund, bemühte sich aber andererseits, seine Handelsbeziehungen mit Burgund zu stärken.

Nach Eduards IV. Tod im April 1483 trat die Nachfolge sein zwölfjähriger frühreifer Sohn Eduard V. an, den seine Mutter und vor allem Lord Hastings und Lord Stanley überwachten. Die bei weitem mächtigste Persönlichkeit des Königreiches aber war der Protektor, Herzog Richard von Gloucester. Er ließ Hastings im Tower Green hinrichten (Juni 1483) und sprengte anschließend das Gerücht im Parlament aus, die Ehe des verstorbenen Königs Eduard IV. sei ungültig gewesen und infolgedessen Eduard V. von unehelicher Geburt, daher ständen ihm Thron und Krone Englands zu. Als Richard III. (1483-1485) wurde der Herzog schließlich englischer König, sein Neffe Eduard V. und dessen Bruder Richard verschwanden auf mysteriöse Weise im White Tower. Beider Tod wurde ihrem Oheim zugeschrieben, doch können die überlieferten Dokumente dieses historische Gerücht nicht endgültig bestätigen.

Dieser Richard III. zählt fraglos zu jenen markanten Figuren der englischen Staatsgeschichte, deren Charakterbild starken und dramatischen Schwankungen in der Historiographie ausgesetzt gewesen ist. In seinen frühen Jahren zeigte er sich durchaus als loyaler und seriöser Gefolgsmann seines königlichen Bruders, getreu seinem Wahlspruch Loyaulté me lie (»Treue bindet mich«). Erst mit der Ermordung von Lord Hastings betrat er den Pfad ungesetzlicher Handlungen, den er nicht mehr verließ. Seine Kontakte zu König Maximilian erscheinen freundschaftlich, das alte Bündnis Englands mit Burgund brachte die gemeinschaftlichen Aktionen gegen Frankreich zustande. 1483 mußte Richard die von Henry Stafford, dem Herzog von Buckingham, angezettelte Rebellion ersticken, die mit der Enthauptung des Verräters am 2. November auf dem Marktplatz von Salisbury ihres führenden Kopfes beraubt wurde. Mit der Streitaxt in der Faust und im gekrönten Helm fiel der tapfer kämpfende König in der Schlacht von Bosworth am 22. August 1485 gegen die von Heinrich Tudor, Lord Stanley und Sir William Stanley geführte Rebellenarmee.

Das Jahr 1485 eröffnet für England das Zeitalter der »neuen Monarchie« der politischen Ausdrucksform der Renaissance; der Sieger von Bosworth, Heinrich Tudor, Graf von Richmond, wurde von seinen Soldaten zum König ausgerufen. Als Heinrich VII. (1485 bis 1509) brachte er das alteingesessene Haus Tudor an die Macht; es sollte sie bis 1603 behalten. Er herrschte als die profilierteste Gestalt dieser ganzen Dynastie. Unter Beibehaltung von Rat, Parlament, Common Law, Friedensrichtern und Geschworenen festigte Heinrich VII. das traditionelle englische Königtum, wies es aber zugleich in neue Bahnen, in denen es wieder zu weltgeschichtlicher Größe emporstieg. Der Rebellenverschwörung des Thronprätendenten Lambert Simnel aus Oxford, der sich als Sohn von Clarence, des Grafen von Warwick, ausgab und in Christ Church als Eduard VI. gekrönt wurde - ihn unterstützten hauptsächlich die Iren -, begegnete Heinrich siegreich in der Schlacht von Stoke 1487. Dabei galt dieser mutige Monarch durchaus als finanzpolitisch begabter Friedensfürst, der gute Beziehungen zu seinen Nachbarn pflegte. Bereits am 12. Oktober 1485 schloß er einen Waffenstillstand mit Frankreich, der bis 1489 verlängert wurde, mit der Bretagne traf er im Juli 1486 ein Handelsabkommen, und mit dem deutschen Kaiserhof unterhielt er diplomatischen Verkehr. Durch seine Vermählung am 18. Januar 1486 mit Elisabeth, der Tochter Eduards IV., hatte sich Heinrich VII. auch die Ansprüche und Erbrechte des Hauses York zu sichern verstanden. In dem in Medina del Campo bei Valladolid unterzeichneten Vertrag (27. März 1489) wurden die Beziehungen zum Spanien Ferdinands des Katholischen aus realpolitischen Überlegungen für volle zwei Jahrzehnte festgelegt.

Am 22. Mai 1490 unterbreitete König Maximilian dem englischen Herrscher Vorschläge für einen Angriff auf Frankreich, denen am 11. September ein förmlicher Vertrag folgte. Ein umfassendes Bündnis gegen die Franzosen, dem auch der Mailänder Herzog Ludovico Sforza beitrat, gewann in diesen Tagen Gestalt. Der Bund zwischen den Häusern Tudor und Habsburg wurde mit dem Austausch von Hosenbandorden und Goldenem Vlies an die Häupter der beiden Dynastien symbolisch besiegelt.

Zwischen 1491 und 1497 schwelte das Komplott des als Richard von York auftretenden Thronprätendenten Perkin Warbeck. Aber auch dieser Bedrohung wurde der König Herr. Er untersagte der englischen Aristokratie das Halten einer bewaffneten Hausmacht und berief in seinen geheimen Rat vornehmlich mittelständische Geistliche und Juristen; im Gerichtshof der »Sternenkammer« (Star Chamber) fand er das Mittel zur Erstickung aller illegalen Umtriebe. Nun konnte Heinrich VII. ernten, was er in der Außenpolitik gesät hatte; die Beruhigung in Irland und Schottland und seine günstigen Handelsverträge kamen ihm dabei außerordentlich zustatten. Als Heinrich VII. am 21. April 1509 als Zweiundfünfzigjähriger im Palast von Richmond die Augen schloß, war die Herrschaft seiner Dynastie gefestigt.

Der Feudalismus lag im Sterben, und eine neue menschliche Freiheit stieg auf. Im 15. Jahrhundert lebte der englische Bauer in verhältnismäßig günstigen Umständen, während es den Grundherren zusehends schlechter ging. Die Rosenkriege und die verlorenen Feldzüge gegen Frankreich hatten das Land verarmen lassen. Mit Ausnahme Londons blieb die Bevölkerungszahl der englischen Städte, trotz einer Blüte in Tucherzeugung und Handel, zahlenmäßig konstant oder ging sogar leicht zurück. Das gleiche zeigte sich in Wohlstand und Einkommensverhältnissen des Stadtvolkes. Der Grund lag darin, daß sich die Tuchmanufaktur im 19. Jahrhundert, gemessen am vorhergehenden 14., kaum weiter verbreitet hatte.

Die englische Schriftsprache eroberte sich in diesem Jahrhundert die Oberschicht. 1440 war Eton College als Modell der englischen Public Schools entstanden. Gleichzeitig brach die Konkurrenz zwischen den beiden Hochschulen Oxford und Cambridge auf. Mit der Regierung Heinrichs VII. vollzog sich zwar ein entscheidender sozialer Umschwung, gleichwohl kam es noch zu keinem Bruch mit der Welt des Mittelalters.
Autor:Robert Morten
Datum:Freitag, 3.August.2001, 08:13
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