| Titel: | Kruse: Funkdatennetz ist besser | Datum: | 7.2.01, 19:07 | artikel: | nterview mit dem Stv. Fraktionsvorsitzenden der F.D.P.-Ratsfraktion, Wilfried Kruse zum IT-Konzept für die Hildener Schulen. HildenNET: Herr Kruse, Sie haben in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 31. Jan. 2001 erhebliche Kritik am IT-Konzept der Stadtverwaltung geübt. Warum? Wilfried Kruse: Es ist grundsätzlich richtig, in die Ausstattung unserer Schulen, in die Köpfe unserer Schülerinnen und Schüler zu investieren. Dafür brauchen wir auch zu recht viel Geld. Wir müssen die Schulen in den Stand versetzen, das Internet so im Unterricht nutzen zu können, wie die Schulbücher und andere Lehr- und Lernmittel. Computer und Internet darf man nicht ?glorifzieren?, sie müssen selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichts in jeder Klasse werden, aber nur dann, wenn sie wirklich gebraucht werden und pädagogisch und didaktisch Sinn machen. HildenNET: Wird denn das mit dem Verwaltungskonzept nicht erreicht? Wilfried Kruse: Nur zu einem zu geringen Teil; Ich kritisiere folgendes: Bis zum Ende des Jahres 2003 wird über die Hälfte der stolzen Summe von ca. 2 Mio. DM in die Wände und die Gebäude der Schulen gesteckt, um Elektrokabel, Netzwerkkabel u. dgl. mit großem und eben teurem handwerklichen Aufwand einzuziehen, nur der Rest bleibt übrig für die PC und weitere Hard- und Software. An ein paar wenigen Zahlen kann man die Kritik an dem unausgewogenen und damit in Schieflage geratenen Konzept festmachen: Mit dem ganzen Geld erreichen wir - neben den Medienecken in den Grundschlulen - in den 5 weiterführenden Schulen der Stadt (Helmholtz-Gymnasium, Fabry-Realschule, Theodor-Heuss-Schule, Albert-Schweitzer-Schule, Lievenschule) ganze 6, ich wiederhole: ganze 6 ?PC Labore?! Alle anderen Klassenräume haben dann nur den Kabel/Netzwerkanschluß aber keine Geräte, die dann erst in den Folgejahren nach und nach angeschafft werden können. Die Hildener weiterführenden Schulen haben laut Schulentwicklungsplan ca. 100 Klassenräume, darüberhinaus Fachräume, Nebenräume, Gruppenräume u. dgl., insgesamt fast 180 Räume, die mehr oder weniger regelmäßig für Unterichtszwecke genutzt werden. Und dazu ist mir die erreichte Anzahl von 6 (!) Räumen mit je 10 oder 15 PC in 3 Jahren für über 2 Mio. DM einfach zu wenig. Das Konzept stellt selbst den Anspruch auf, dass - wie der frühere Bundespräsident Herzog vor 2 Jahren gesagt hat - alle Klassenräume Zugang zum Internet haben sollten, es wird dem aber nur für 6 von 180 Räumen tatsächlich in den nächsten 3 Jahren gerecht! HildenNET: Wo liegt denn die Alternative? Wilfried Kruse: Die Alternative ist die komplett funkdatenvernetzte Schule, in der mit mobilen Geräten (Notebooks) aus jedem Klassenraum, in jedem Unterichtsfach ein Internetzugang möglich ist, ohne dass viele Kilometer Kabel in vorher aufgschlitzte Wände verlegt werden müssen. Ein System, das auch dann besonderen Sinn macht, wenn demnächst jeder Schüler/in einen eigenen mobilen PC (Notebook) mit in die Schule bringt; das Konzept weist auch darauf ausdrücklich selbst und auf diese Absicht der Bundesbildungsministerin hin. HildenNET: Und so etwas funktioniert auch tatsächlich? Wilfried Kruse: Aber ja. Viele Experten sind sich einig, dass der Funkdatentechnik die Zukunft gehört, sie wird ständig in ihrer Leistungsbreite erweitert und geht im Preis immer weiter zurück. Die Datenübertragungsraten von 3 bis z. Zt. 11 MB sind für den Schulbetrieb völlig ausreichend, für spezielle Multimediaanwendungen werden schon heute die PC in den (vernetzten) Informatikräumen genutzt. In der rundum funkdatenvernetzten Schule (dazu braucht man 1 bis 3 an zentraler Stelle im Gebäude angebrachte sog. ?Accesspoints?), hat man die Möglichkeit, von jeder Stelle des Gebäudes, von jeder Stelle des Schulgeländes aus, mit Notebooks ins Internet zu gehen. (Etwas scherzhaft gesagt: Selbst auf das stille Örtchen braucht sich kein Lehrer und kein Schüler mehr eine Zeitung mitzunehmen, auch von dort aus kann es - wenn man es denn nicht lassen kann - ins Internet gehen.) HildenNET: Wie man aus Fachkreisen hört, haben Sie in Neuss damit schon Erfahrungen gesammelt? Wilfried Kruse: Seit Sommer 1999 ist die erste (Haupt!)-Schule in Neuss zum Preis von ca. 50.000 DM mit 15 Notebooks komplett funkdatenvernetzt. Das Netz läuft sehr stabil, aus der ganzen Bundesrepublik haben sich Schulen und Schulträger vor Ort von der Leistungsfähigkeit überzeugt, mittlerweile gibt es eine Reihe von Städten, die diese Technik auch für ihre Schulen anwenden. Mit den 2 Mio DM, die der Rat am 21. Februar endgültig beschließen soll, wären mit dieser Konfiguration alle städtischen Schulen mit allen Klassenräumen noch in diesem Jahr ins Internet zu befördern. Im Interesse der Bildungschancen unserer Kinder wären wir mit dem Internetzugang viel schneller, die Geräte wären sinnvoll ausgelastet, die Investition wäre zukunftssicher, weil auch demnächst die privaten Notebooks mit einer kleinen Funkerweiterungskarte im Unterricht eingesetzt werden könnten, ohne Kabelsalat in den Klassen, flexibel und im Fachunterricht dann, wenn Internetrecherche pädagogisch sinnvoll ist. Wir brauchen nicht in jeder Klasse ein stationäre Verkabelung weil nicht in jeder Unterrichtsstunde, in jedem Raum PC und Internet ständigt gebraucht werden. Schule hat einen viel umfassenderen Bildungauftrag, Schule darf man nicht verwechseln mit einer Firma, in der die Angestellten täglich und dauernd vor dem PC sitzen müssen. Wir brauchen auch noch Geld für die musisch/kulturelle Bildung unserer Kinder; ich fürchte, dass dafür nichts mehr übrig bleibt, weil wir in ein völlig überzogenenes und zeitlich zu weit gestrecktes IT-Konzept fehlinvestiert haben! Mein Angebot, auch den Entscheidungsträgern im Rat der Stadt das hervorragend funktionierende Neusser Funkdatennetz vor Ort zu zeigen, besteht nach wie vor. Ich würde mich freuen, damit einen Beitrag für eine sinnvolle aber noch effizientere Investition leisten zu können. HildenNET: Vielen Dank für das Gespräch. | suchwort: | Funknetz | INFO: | Schule ans Netz |
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