| Titel: | Gatzke verschiebt Obdachlose | Datum: | 7.2.01, 19:38 | artikel: | Mit 55.000 DM aus Landesmitteln wird in Hilden ein ?Aktionsprogramm gegen Rechtsextremismus? finanziert. Darunter fallen u.a. so sinnvolle Veranstaltungen wie Fußballteams aus Rat, Verwaltung und ?Migranten?, die im Rahmen der Sportwerbewoche spielen sollen. Es ist noch nicht bekannt, ob in diesem Zusammenhang der ?rechte Flügel? oder gar der ?Rechtsaußen? abgeschafft werden soll. Wie im Alltag und fernab von medienträchtigen Veranstaltungen (?Rote Karte gegen Rechts?) in Hilden mit Flüchtlingen umgegangen wird, die in unserem Land um Asyl bitten, offenbarte eine Sitzungsvorlage der Verwaltung. Versehen mit der Unterschrift des SPD-Bürgermeisters Scheib flatterte den Mitgliedern des Ausschusses für Schule, Sport und Soziales die Vorlage ?Konzept über die Unterbringung von Obdachlosen, Aussiedlern, Asylbewerbern und ausländischen Flüchtlingen in Notunterkünften und Übergangsheimen in Hilden? auf den Tisch. Diese Vorlage offenbart den Geist deutscher Bürokraten. Vergleichsweise harmlos mag es klingen, dass bei Flüchtlingen noch das überflüssige Adjektiv ?ausländisch? hinzugefügt wurde. Sollten ?ausländische? Flüchtlinge etwa von ?inländischen? Steuerflüchtlingen unterschieden werden? Die deutsche Krämerseele ist verschreckt: Erstens sind es Flüchtlinge, die hier leben und zweitens ausländische. (Denen zeigt dann wahrscheinlich das rosa-grüne NRW die rote Karte und schiebt sie gleich formvollendet gewaltfrei ab. ?Schüblinge? nennt man diese armen Teufel im Bürokratendeutsch.) Weil die Mietverträge für die Übergangsheime zur Unterbringung von Asylbewerbern und ?ausländischen? Flüchtlingen im Breddert und an der Walder Straße auslaufen (und zumindest für das Grundstück Walder Straße eine kommerzielle Nutzung vorgesehen ist), hat die Verwaltung ein Raumkonzept erarbeitet, ?um frühzeitig festzulegen, wie die verfügbaren Plätze in allen Unterbringungsheimen optimal genutzt werden können.? Dieses Konzept enthält eine ?vorgeschlagene Reaktion? aus Sicht der Verwaltung auf den Ablauf der Mietverträge. (Reaktion worauf? Droht ein Aufstand?) Dieses Konzept sei ? so die Verwaltung ? u.a. mit der SPE Mühle ?einvernehmlich abgestimmt?. Das soll der Geschäftsführer dieser sozialpädagogischen Einrichtung im Fachausschuss bestritten haben... Auch acht Seiten ist zu lesen, wofür die Verwaltung 300.000 DM ausgeben will. Unter dem Punkt ?Umsetzung? redet das Sozialamt Klartext: Es sei zu erwarten, ?dass eine große Zahl der Personen, die umziehen muss, damit nicht einverstanden sein wird.? Was passiert, wenn Flüchtlinge, die u.a. in der Walder Straße ?wohnen? und deren Kinder dort soziale Kontakte gefunden haben, plötzlich von der Stadt in die Forststraße verfrachtet werden ? mitten hinein ins brausende Leben? Nun, laut Verwaltung gibt es ?meistens lange Diskussionen mit den Betroffenen, die auch oft auf direkte und höhere Vorgesetze ausgedehnt werden?. Manchmal ist eben die Demokratie das Einfache, das schwer zu machen ist. ?Auch die Möglichkeit, dass Einzelne ? wie in letzter Zeit geschehen ? die Presse einbeziehen, muss bedacht werden.? Es muss also offenbar ?bedacht? werden, dass sich Menschen gegen diese ?Reise nach Jerusalem? werden könnten. Wer sollte das bedenken und bei welcher Gelegenheit? Die Verwaltung enttäuscht die Gutmenschen nicht, denn sie will, dass ?alle vorgetragenen Einwände mit den Betroffenen besprochen und nach Möglichkeit ausgeräumt werden.? Welche Wahl haben die Betroffenen? Was ist, wenn sie sich nicht überzeugen lassen? Dann zeigt das Sozialdezernat echt deutsche Tugenden. Und das liest sich so: Um ?Handlungssicherheit? zu erreichen, sei der ?mögliche Beschluss zur Umstrukturierung (...) im politischen und administrativen Raum einheitlich zu vertreten und konsequent umzusetzen.? (?Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Umzugsbeauftragte.?) Wenn die Einheitsfront der Quartiermeister steht, dann kann die Verwaltung guten Gewissens auf volle Beschleunigung schalten: ?Die einmal getroffenen Entscheidungen werden nach Möglichkeit dann auch nicht mehr aufgehoben, da dies in anderen Fällen dann zu weiteren Diskussionen und Einsprüchen führen könnte. Klare Entscheidungen und konsequentes Handeln werden von den Betroffenen aller Erfahrung nach am ehesten akzeptiert und mitgetragen.? Nur kein Schwanken! Gefordert ist das legendäre ?konsequente Handeln? der Deutschen, das uns Weltruhm eingebracht hat. Wenn sich die ?ausländischen? Flüchtlinge nicht von verbalen Argumenten überzeugen lassen, dann ist auch bei der Stadt Hilden ?Schluss mit lustig?. Und die ?ultima ratio?? Die hört sich so an: ?Das Sozialamt wird dabei auf die fachliche Mithilfe anderer Ämter, insbesondere bei Transportproblemen angewiesen sein.? ? Wenn es um Menschen geht, haben deutsche Bürokraten noch jedes ?Transportproblem? gelöst! | suchwort: | | INFO: | |
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