| Titel: | Baupolitische Highligts | Datum: | 7.3.01, 20:08 | artikel: | In aller Stille... Baupolitische Highlights im Stadtentwicklungsausschuss Der heutige Stadtentwicklungsausschuss wird spannend – wenn man Krimis liebt. Wieder einmal wird man das Gefühl nicht los, dass Hilden in der Nähe von Palermo liegt. Eine ganze Reihe mehr als suspekter Entscheidungen werden dem Gremium heute von der Verwaltung vorgelegt:
Blang und die Klotzstraße Da wird ganz plötzlich ein Bebauungsplan neben dem Elisa-Betonmonster an der Klotzstraße als besonders dringlich behandelt. In der letzten Ausschuss-Sitzung hatte der Ausschuss diesem Projekt noch keine Priorität eingeräumt. Damals hatte es geheißen, dieses Projekt solle aufgeschoben werden. Nun soll heute schon wieder ein Aufstellungsbeschluss gefasst werden. (Offenbar hat es da ein Kopplungsgeschäft mit dem Investor gegeben, der ja auch das Grundstück Am Kronengarten/Kirchhofstraße erworben hat, das die Stadt nutzen möchte. Dieses Grundstück soll übrigens der Stadt angeboten worden sein. Aber das Liegenschaftsamt war da wohl nicht im Bilde.) Das völlig überdimensionierte Objekt soll jetzt bis Juli durchgepeitscht werden. Zusammenhänge mit anderen Blang – Projekten sind natürlich rein zufällig (Wir berichteten)
Agitas und die Regerstraße Der einfache Bürger wundert sich. Nach den Desastern mit dem Bau-Unternehmen „Agitas“ an der Augustastraße und an der Dorothea Erxleben/Marie-Colinet-Straße konnte man aus der Verwaltung hören, dass in Zukunft Projekte dieser agilen Firma besonders aufmerksam betrachtet würden. Offensichtlich hat man „Agitas“ verziehen, denn jetzt sollen wieder äußerst seltsame Pläne genehmigt werden. Für ein Projekt an der Ecke Gerresheimer Straße/Regerstraße soll gegen den erbitterten Widerstand der Nachbarn eine Erschließung über die Regerstraße festgelegt werden, obwohl eine Erschließung von der Gerresheimer Straße selbst Laien – vor allem aber den Anwohnern – sinnvoller erscheint und von der Verwaltung sogar einmal vorgeschlagen wurde.
In diesem Zusammenhang hatte Birgit Alkenings (SPD) im letzten Stadtentwicklungsausschuss erklärt, die von ihrem Parteifreund Max Rech geleitete Bauverwaltung möge nicht denken, sondern die Beschlüsse der Mehrheit im Rat ausführen. Welche verschlungenen Beziehungen darf man hier vermuten?
Herr Tschatschik und der SV Nord Nach anfänglich mäßiger Begeisterung hatte die Stadtverwaltung sich dem Projekt des Fußball-Mäzens Tschatschik aus Düsseldorf, der u.a. beim VfR Neuss eindeutige Spuren hinterlassen hat, genähert. Der interessante Herr verspricht dem Fußballverein aus dem Norden eine glänzende sportliche Zukunft. Der Weg dorthin soll durch eine von ihm betriebenem Fußballschule mit Internat führen. Er will junge Talente aus ganz Deutschland unter Vertrag nehmen, in seinem Internat ausbilden. Nebenher sollen die Jungs für den SV Nord kicken. Der Aufstieg ist dann eine Kleinigkeit, Fußballträume sind oft so einfach und simpel. Und scheitern bekanntlich nie. Klar, die Idee ist reizvoll. Aber mit ein paar handfesten Forderungen des Wohltäters an die Stadt verbunden.
Die Stadt soll die Sportanlagen des Fußballvereins nach den Wünschen des Mäzens ausbauen. Kosten: Mindestens 2 Millionen DM. Auch noch in Ordnung, wenn man davon ausgeht, dass die Anlage an der Furtwänglerstraße ohnehin irgendwann saniert werden muss. Völlig abwegig aber ist das Verfahren, dem die Ratsmitglieder zustimmen sollen.
Zunächst wurde im Januar im Haupt- und Finanzausschluss mit dem Hinweis auf große Eile ein einstimmiger Verhandlungsauftrag an die Verwaltung beschlossen. Dann schob der Kämmerer drei Wochen später in der Ratssitzung eine Tischvorlage nach: Planungskosten in Höhe von 190.000 DM sollten beschlossen werden - dagegen verwahrte sich die „Bürgeraktion Hilden“. Und nur eine Woche nach der Haushaltsverabschiedung durch SPD und CDU beantragt der Bürgermeister die Herbeiführung einer Dringlichkeitsentscheidung, mit der mehr als 2 Millionen DM für Um- und Ausbau der Sportanlagen des SV Hilden-Nord beschlossen werden sollen – ohne nähere Angaben zum Projekt, ohne konkrete Aussagen über Art und Umfang des Ausbaus. 2 Millionen DM sollen der allgemeinen Rücklage entnommen und damit der allgemeinen Haushaltswirtschaft entzogen werden. Diese Mischung aus Hektik und Halbwahrheiten scheint das zweifelhafte Markenzeichen des „neuen“ Baudezernenten Rech zu werden.
Ein weiterer Aspekt ist die problematische Bau-Rechtslage. Es ist mehr als zweifelhaft, dass sich das Projekt an dieser Stelle realisieren lässt. Die Schallschutzprobleme sind nach Auffassung von Fachleuten nicht lösbar.
Kommentar
Es geht weiter. Die Stadtverwaltung und die sie tragende Mehrheit liefert sich gnadenlos an die Investoren aus, was die Baupolitik in unsere Stadt betrifft. Im günstigsten Fall ist es der Hilflosigkeit zuzuschreiben, mit der ein zum Baudezernenten aufgestiegener Gärtner den ausgebufften Profis aus der Baubranche gegenüber tritt. (Zum Ausgleich dafür trat der Bürgermeister im Karneval als „Gärtner“ auf...) Dies ist aber im Ergebnis für den Bürger nicht weniger schlimm als die sich ebenfalls aufdrängende Vermutung, dass sich das Handeln der Verwaltung und der großen Fraktionen ausschließlich an den Geschäftsinteressen weniger, aber finanzkräftiger Investoren mit hohem Drohpotenzial orientiert. | suchwort: | Blang | INFO: | Bla´ng und die Klotzstraße, Agitas auf der Regerstraße, Tschatschik und der SV Nord |
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