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Interpret:Tindersticks
Titel:Simple pleasure
Datum:1999
Stil:Kammer-Pop
Qualität:7
rezensiert:Nein
Rezension:Tindersticks auf Schmusekurs

In den letzten Jahren schwelgte die britische Band noch in melancholischen Tagträumen. Mit ihrem neuen Album "Simple Pleasure" haben die Tindersticks die Sonne entdeckt.

Niemand kann tristem Liebesleid so elegant etwas abgewinnen, wie die Tindersticks. Seit 1992 operiert die sechsköpfige Band aus Nottingham in einer musikalischen Welt, in die bisher nur selten ein Sonnenstrahl drang: Stuart Staples murmelnder Gesang, mal von gedämpften Orgeln, mal von schwelgenden Geigen begleitet, erzählte von bröckelnden Beziehungen und gebrochenen Herzen, von immer wieder begangenen Fehlern und lähmender Selbstverachtung. Trotzdem wuchs mit jeder neuen Hymne auf die alkoholgeschwängerte Trübsal die devote Fangemeinde.

Deshalb staunten viele, als die Tindersticks ihr letztes Studioalbum "Curtains" (1997) als den Schlusspunkt einer Trilogie ankündigten: Von nun an wollten sie entweder neue oder getrennte Wege gehen, sagte Sänger Stuart Staples - und mehr Spaß an ihrer Musik haben. Das ist den Tindersticks auf ihrem vierten Album "Simple Pleasure" hörbar gelungen. Motown-inspirierte Rhythmen, angetrieben von gospelartigen Backgroundvocals und Tamburinen bestimmen die Lieder. Sogar Stuart Staples hat sich von dem Schwung anstecken lassen und singt mit Präzision und nie gekannter Leidenschaft.

Zwei Höhepunkte auf "Simple Pleasure" sind der mitreißende Eröffnungstrack "Can We Start Again?", eine gefühlvolle Coverversion des Discoschiebers "If You're Looking For a Way Out" von Odyssey, und "I Know That Loving", das in einem ekstatischem Gospelcrescendo gipfelt. Mit "Simple Pleasures" haben die Tindersticks jedoch keinen drastischen Stilwechsel vollzogen, sondern nur viel konsequenter musikalische Einflüsse betont, die schonunter der Oberfläche früherer Songs pulsierten. Im Gegensatz zu den schnulzigen Simply Red gelingt es der Band hervorragend, den Soul eines Al Green oder Otis Redding ungekünstelt in ihren Songs zu verarbeiten.

Dennoch herrscht auf dem neuen Album nicht nur eitel Sonnenschein. Die dauernd gefährdete Liebe und die Flüchtigkeit der Gefühle sind nach wie vor die Themen der schlichten Texte. Der walzerartige Schlusstrack "CFGF" durchbricht die Liebeserklärung "I won't make you cry, tell you lies, never say goodbye" mit dem rauen Geständnis "Some Nights I Could Crawl In Beside Anyone". In dem zarten Stück "If She's Torn" schwankt ein trauriger Staples zwischen Bleiben und Gehen. Offenbar können es die Tindersticks doch nicht ganz lassen, sich vor allem an den Schattenseiten des Lebens zu erfreuen.

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