Kamel. Jenes Tier, das durch seine Anspruchslosigkeit die Steppen und Wüsten Asiens und Nordafrikas für den Menschen begehbar machte, spielt in der Symbolik eine zwiespältige Rolle. Nicht verwunderlich ist, daß es als Inbegriff von Mäßigkeit und Nüchternheit angesehen wurde und daß St.Augustinus (354-430 n. Chr.) es zum Symbol des demütig seine Last tragenden Christen machte. Wegen seiner für den Menschen hochmütig wirkenden Physiognomie galt es jedoch vielfach auch als Symbol für Überheblichkeit und Eigensinn.
Im Mittelalter wurde es wegen seiner Fähigkeit, nur tragbare Lasten zu akzeptieren, zum Sinnbild der Unterscheidungsfähigkeit (discretio); wer mit dem Tier nicht vertraut war, machte es deshalb zum Symbol der Trägheit. Als positiv vermerkt wurde die Fähigkeit des Tieres, sich »gehorsam« niederzuknien.
Bei Bildern von den drei Magiern aus dem Morgenland (den »heiligen drei Königen«) tritt es als Lasttier auf und verkörpert oft den Erdteil Asia. Als die Heiligen Kosmas und Damian ein gemeinsames Grab erhalten sollten, begann ein Kamel zu sprechen und unterstützte diesen Wunsch; doch auch der Teufel verkörperte sich als riesiges Kamel, um den heiligen Makarios zu beunruhigen.
Das Christuswort vom Kamel, das leichter durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher durch die Himmelstür, wurde hypothetisch durch den Hinweis auf einen möglichen Übersetzungsfehler (aramäisch gamlá – auch Seil) erklärt, doch handelt es sich eher um eine orientalisch-paradoxe Übertreibung des Bildes der Unmöglichkeit.
Im Babylonischen Talmud wird ähnlich das Bild von Menschen gebraucht, die Unmögliches vollbringen: sie lassen »einen Elefanten durch ein Nadelöhr gehen«.
In der asiatischen Symbolik spielt das Kamel keine große Rolle. Es wird u. a. zusammen mit dem Wasserbüffel, Elefant und Tiger gezeigt, wie es um den sterbenden Gautama Buddha trauert.
