| | Titel: | BSE: Eine Krankheit verändert den ländlichen Raum | | Gemeinde/Stadt: | | | URL: | www.rheiderland.de | | Datum: | Montag, 12.3.2001 | | Text: | Diskussion in Filsum: Goldmann fordert regionalen agrarsozialen Arbeitskreis
Filsum (RZ). Im Beisein von Vertretern von Industrie- und Handelskammer und Fleischerinnung haben Landwirte und Verbraucher in Filsum mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Michael Goldmann die Auswirkungen der BSE-Krise auf den ländlichen Raum diskutiert.
Auch wenn derzeit im unmittelbaren Umfeld noch kein BSE-Fall aufgetreten sei, so Heinrich Dreß, seien die Auswirkungen der Krise schon vor Ort spürbar. Die Verbraucher seien stark verunsichert, und die Absatzmärkte seien praktisch zusammengebrochen.
Es gebe viele Meinungen, aber wenig Wissen über die Ursachen, die Verbreitung und die Eindämmungsmöglichkeiten der Krankheit. Und die Bundesregierung habe eher ein Interesse, die Situation für einen politischen Richtungswechsel zu nutzen als für eine rasche Klärung der offenen Fragen zu sorgen.
Der Verbraucher verhalte sich radikal, weil er es nicht besser wisse, so Goldmann, und die derzeitigen Aktionen der Bundeslandwirtschaftsministerin seien nicht unbedingt dazu angetan, das Vertrauen wieder herzustellen. Hier muss schnellstens ein Umdenken eingeleitet werden, wenn nicht der gesamte ländliche Raum veröden soll.«
Unterstützt wurde diese Einschätzung vom Vertreter der IHK Ostfriesland, Reinhard Hegewald: »In Ostfriesland wird etwa 10 Prozent der Bruttowertschöpfung im landwirtschaftlichen Bereich erbracht mit bis zu 18000 Beschäftigten. In unserem Zuständigkeitsbereich sind 183 Betriebe im Agrar-Business tätig und 66 Betriebe in der Ernährungsindustrie. Wenn dieser Bereich wegbricht, wäre das eine Katastrophe.«
»Die Fleischereibetriebe sind genauso betroffen«, so der Obermeister der Fleischerinnung, Max Wuttke aus Bunde. »Wir beten, dass in unseren Betrieben kein BSE auftritt, denn dann können wir sofort dichtmachen. Allerdings haben schon Kollegen aufgeben müssen, weil die Umsätze nicht mehr stimmen und eine Besserung nicht in Sicht ist.«
Einigkeit herrschte bei den Beteiligten darin, dass dringendst das Vertrauen der Verbraucher in die Landwirtschaft wieder hergestellt werden muss. Die »Gläserne Kette« sei ebenso Voraussetzung wie auch eine offensive Aufklärung über die Nahrungsmittel, die örtlich durch die verarbeitenden Betriebe in den Handel kämen, so Goldmann, und er unterstütze nachdrücklich die Bildung eines regionalen agrarsozialen Arbeitskreises, der Erzeuger, Verarbeiter, Verbraucher und die betroffenen Organisationen an einen Tisch bringe zur Erarbeitung einer gemeinsam akzeptierten konzertierten Aktion.
Der ländliche Raum dürfe von der Landwirtschaft nicht aufgegeben werden, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen seien schlimm. | | Autor: | Rheiderland Zeitung |
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