| Titel: | Praxis krönte Theorie | Gemeinde/Stadt: | | URL: | www.rheiderland.de | Datum: | Donnerstag, 15.3.2001 | Text: | Experten führten in Geheimnisse der Orgel ein
Weener (RZ). »Wie funktioniert eine Orgel« stand als Leitgedanke über einer Veranstaltung des Organeums Weener. Tiefstapellei oder ein gerüttelt Maß an Bescheidenheit muss man den Organeumsmitarbeitern fast schon unterstellen, wenn man im umfangreichen Programm dieses Jahres den Untertitel »Diapräsentation mit Klangbeispielen« nachliest.
Mit Ludolf Heikens, er ist Organist an der Kirche der niederländischen Nachbargemeinde Midwolda und Mitarbeiter des Organeums, stand ein ausgewiesener, gestandener Kirchenmusiker als Moderator des Abends vor einem ausgesprochen zahlreichen Publikum, dass zum Teil erhebliche Anfahrtswege, unter anderem aus dem Cloppenburger und Oldenburger Raum, in Kauf genommen hatte. Dass der Gedanke der »Ems-Dollart-Region« ein Lebendiger ist, bewies die Anwesenheit eines der renomiertesten Orgelbauer der Region in Gestalt von Wienold van der Pütten aus dem niederländischen Finsterwolde bei Neuschanz als humorvoll deklamierendem Dozenten.
Anhand der Hintsch-Orgel aus dem Jahre 1772 zu Midwolda erläuterte van der Pütten den Aufbau und die auch für orgelinteressierte Laien wissenswerten Details. Über die Manualklaviaturen, deren mechanische Ankopplung an die Ventile der Windladen, über den Aufbau der Register und deren klangliche Grundcharaktere bis hin zu Gedanken über die äußere Erscheinung, dem s. g. »Prospekt« einer Orgel, ließ sich Orgelbauer in seinem reich geschmückten Vortrag aus. Das Publikum war von Beginn an gefordert, sich mit Zwischenfragen zu beteiligen und kam diesem Angebot rege nach.
Im Anschluss an eine mit Gesprächen und »Fachsimpeleien« zum Thema angefüllte Kaffeepause bat Ludolf Heikens die Besucher hinüber in die Georgskirche, um an der Arp-Schnitger-Orgel aus dem Jahre 1710 die theoretischen Ausführungen van der Püttens zu untermauern. Anhand zweier Werke Johann Sebastian Bachs und Dietrich Buxtehudes, in denen er die Klänge einzelner Register vorstellte und anschließend zu den o. g. Kompositionen kunst- und wie gewohnt humorvoll zusammensetzte, krönte er den überaus informativen Abend. Erst wenn man den Klang einzelner Register einmal bewusst solistisch hören kann, wird einem klar, welch einen musikalischenSchatz dieRegion mit mehr als 400 Orgeln aus fünf Jahrhunderten beherbergt. Ein unermesslicher musikalischer Kosmos lässt sich mit ihnen realisieren und immer mehr Menschen finden daran, wie die steigenden Besucherzahlen eindrucksvoll belegen, Gefallen. | Autor: | Rheiderland Zeitung |
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