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Regionale Informationen aus dem Landkreis Leer

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Titel:Auch die Arie »Vom Tee-Trincken«
Gemeinde/Stadt:Weener
URL:www.rheiderland.de
Datum:Mittwoch, 4.4.2001
Text:»Musique vor die Cammer« im Organeum zu Gast

Weener (RZ). Im Organeum in Weener stand jetzt ein weiteres »Highlight« im prall gefüllten Terminkalender dieses Jahres auf dem Programm. Das junge Ensemble »Amontillado« aus Bremen folgte der Einladung nach Weener.

»Musique vor die Cammer« stand als Motto über dem Abend. Geboten wurde eine bunte Mischung aus Kammermusik aus den Federn so bekannter Komponisten wie Rosenmüller, Keiser, Buxtehude und Bach. Das häusliche Musizieren war in bürgerlichen Kreisen ebenso beliebt wie an jedem fürstlichen Hof.

Auch zu damaligen Zeiten schmückten sich Förderer und Mäzene mit Aufträgen für namhafte Komponisten und Musiker. Das stand ihnen gut zu Gesicht und so verfügen wir heute über einen nicht unbedeutenden Schatz »bürgerlicher« Musikwerke. Man versuchte auf diese Art ein klein wenig vom höfischen Glanz zu imitieren.

Dass das auch gelang, bewiesen die neun Musiker auf das Trefflichste in den unterschiedlichsten Besetzungen. Vom Duo bis zur Ensemblestärke wurde den Zuhörern ein Panoptikum barocker musikalischer Lebensfreude präsentiert, das auch die sinnlichen Freuden nicht außer Acht ließ.

Eine Sonate Johann Rosenmüllers stimmte ein, auf die vom Bariton Christian Panse gesungene Aria des Hamburgers Reinhard Keisers »Von den Nasen«, in welcher die unterschiedlichen Wuchsformen einer durchaus qualitativen, amüsanten Beurteilung ob ihres Nutzens unterzogen wurden. Textbezogen deklamierte er mit unterstreichender Gestik und vibratolosem Vortrag. Ein Genuss, da packte man sich doch glatt an die Eigene!

Augusto Kühnel, Johan Schop und als weiteres »Nordlicht« Heinrich Scheidemann, waren Lieferanten der nachfolgenden Sonaten und Pavanen, die in ihrem Ausdruck eher der ruhigen und beschaulichen Art entsprachen. Brilliantes Gambenspiel von Claas Harders und Silke Strauf, exquisite Geigenkunst von Carla Seidel und Almut Schlicker in Schops Pavan faszinierten ebenso wie die von Mark Ehlert an der barocken Hausorgel des Organeums vorgetragene Pavan Scheidemanns.

Die Orgel ist im übrigen ein schönes Beispiel bürgerlichen Musizierens, da sie für eine Bauernfamilie gebaut worden ist. Hier gab es erneut einen neuen Stern am Organistenhimmel zu bewundern.

Mit Francesco Turinis Sonate wurden die Zuhörer vor der Kaffee-Pause, im übrigen eine Anspielung auf die noch zu hörende Kantate Bachs, nach Italien entführt. Vorher galt es aber noch seltene Kammermusik von Dietrich Buxtehude zu hören, gefolgt von einem noch selteneren Genuss, einem Werk Kapsbergers für die Theorbe, einer Langhalslaute, solistisch von Simon Linne interpretiert.

Spielfreude und Begeisterung zogen sich ebenso durch Carl Philipp Emanuel Bachs Sonate wie durch Mark Ehlerts Interpretation einer Cembalo-Suite Dietrich Buxtehudes. Keisers Aria »Vom Tee-Trincken« gesungen von Asa Junesjö beeindruckte das Publikum nicht weniger als das von Christian Panse gebotene Lied J.S. Bachs »Erbauliche Gedancken eines Toback-Rauchers«.

Am Ende des Programms wurde deutlich, welch hervorragender Opernkomponist Johann Sebastian Bach hätte sein können, wenn er denn eine Gelegenheit dazu bekommen hätte. Auch hier konnte man nur staunen, mit welcher Transparenz und Dynamik, gepaart mit jugendlicher Frische und Direktheit sich ein neues Ensemble auf den Weg macht, die Gefilde der barocken Musikwelt zu erobern.
Autor:Rheiderland Zeitung

Redaktion - LeerOnline


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