| | Titel: | Collmann kandidiert nicht mehr: CDU wittert schon Morgenluft | | Gemeinde/Stadt: | Westoverledingen | | URL: | www.ga-online.de | | Datum: | Montag, 13.11.2000 | | Text: | Westoverledinger SPD-Fraktionsvorsitzender aus Flachsmeer will nicht mehr in Ortsrat und Gemeinderat
Von Günter Radtke
WESTOVERLEDINGEN Helmut Collmann (SPD) will bei der Wahl im nächsten Jahr nicht mehr für den Ortsrat Flachsmeer, nicht mehr für den Gemeinderat Westoverledingen und auch nicht mehr für den Kreistag Leer kandidieren. Das hat der 61-jährige in einem gestern veröffentlichten Zeitungsinterview erklärt. Dieser Entschluss kam für viele völlig überraschend. Selbst die eigene Westoverledinger Ratsfraktion, deren Vorsitzender er ist, hatte Collmann gestern darüber noch nicht informiert.
Es seien "sehr persönliche Gründe", die ihn zwängen, kürzer zu treten, hatte Collmann angegeben. Seit 27 Jahren sitzt Collmann für die SPD im Ortsrat Flachsmeer und im Westoverledinger Gemeinderat. Vier Jahre lang war er Bürgermeister der Gemeinde und gleichzeitig Leeraner Landrat, ehe er 1990 in den Landtag einzog und den Bürgermeisterstuhl wieder räumte. Landrat war er bis 1997. Im Landtag brachte er es mittlerweile bis zum innenpolitischen Sprecher der SPD-Regierungsfraktion. Und bei der nächsten Kommunalwahl im September 2001 will Helmut Collmann sich auf lokaler Ebene nicht mehr zur Wiederwahl stellen. 1996 hatte er im Wahlbereich "Mitte" als Zugpferd auf der SPD-Liste 2197 Wählerstimmen für sein Mandat im Gemeinderat erhalten. Für Meinhard Schmidt hatten noch 1170 Wähler votiert. Aber für die Nächstplazierten auf der SPD-Liste, die in den SPD-dominierten Rat einzogen, hatte es nur noch zwischen 463 und 114 Stimmen gegeben. Ein klares Zeichen für die Sympathie, die Collmann bei den SPD-Wählern, genießt. Wer wird nun aber die bei der letzten Wahl auf Collmann und Schmidt, der inzwischen hauptamtlicher Bürgermeister ist und deshalb nicht kandidieren kann, entfallenen enormen Wählerstimmenabschöpfen? Die Westoverledinger CDU wittert bereits ihre Chance. "Wir müssen jetzt versuchen, in dem Bereich gute Kandidaten zu finden", meinte die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Hedwig Pruin gestern. Mit Theo Lübbers verfügten die Christdemokraten dort bereits über einen guten Mann im Rat. Es gebe nach unlängst geführten Gesprächen zudem Zusagen von "jungen, dynamischen und bekannten" Kandidaten, die auf der CDU-Liste antreten wollten. Hedwig Pruin ist überzeugt, "dass die Westoverledinger SPD die Collmann-Lücke nicht schließen kann". Und wenn Helmut Collmann nicht mehr im Gemeinderat sitze, werde es in der politischen Auseinandersetzung mit der SPD für die CDU leichter, freut sich die Ihrhover Ortsbürgermeisterin, die im nächsten Jahr für alle lokalen Parlamente erneut kandidieren will. Weniger gut informiert über Collmanns Rückzug waren seine Genossen in der eigenen Mehrheits-Ratsfraktion. Die erfuhren gestern aus der Zeitung, dass ihr Vorsitzender im Herbst nächsten Jahres nicht mehr antreten will. Collmanns Stellvertreterin Gaby Ostholthoff aus Völlenerfehn hatte es telefonisch von anderen Fraktionsmitgliedern erfahren. "Wenn es denn gesundheitliche Probleme sein sollten, dann kann ich den Schritt gut verstehen", reagierte sie gestern gelassen und wollte sich darüber hinaus nicht äußern. Den Fraktionsvorsitz im dann neu formierten Gemeinderat wolle sie jedoch auf keinen Fall wahrnehmen. Sie habe schon genug zu tun. Der Stellvertreterposten, der sei wieder denkbar. Doch zunächst müsse mal das Wahlergebnis abgewartet werden. Keinerlei Ambitionen auf den SPD-Fraktionsvorsitz hätte dann auch Udo Schumacher aus Großwolde. Er hatte dieses Amt sechs Jahre inne, ehe er 1996 von Helmut Collmann abgelöst worden war. Schumacher, von Collmanns Absicht vollkommen überrascht, sieht in dem SPD-Ratsherrn Heinz-Georg Klüver aus Ihrhove den geeigneten Nachfolger an der Fraktionsspitze. Verblüfft war gestern auch Ratsherr Holger Grimm von der Gruppe Grüne/WWG. Er fand lobende Worte für Collmann: "Er hat eine Menge in Westoverledingen bewegt. So manches stünde hier nicht, wenn er nicht seine Beziehungen hätten spielen lassen." Aber Grimm meint auch, Collmanns Verzicht auf eine abermalige Rats-Kandidatur bringe mit Blick auf das Rathaus Positives und frischen Wind. "Es wird sich auch etwas im Hinblick auf das Festhalten des Bürgermeisters an seinem Stuhl verändern, weil Schmidt dann nicht mehr die Rückendeckung Collmanns hat", äußerte der Grünen-Ratsherr. Meinhard Schmidt selbst kommentierte Collmanns Absichtserklärung gestern in mürrischem Ton auf Anfrage so: "Was soll ich dazu sagen? Das ist seine persönliche Entscheidung. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen."
Will Ende nächsten Jahres seinen Stuhl in Ortsrat, Gemeinderat und Kreistag räumen: Helmut Collmann (SPD). | | Autor: | GA-Online |
|
|