| | Titel: | »Von ganz oben« auf Zeugenbank | | Gemeinde/Stadt: | Leer, Landkreis | | URL: | www.rheiderland.de | | Datum: | Mittwoch, 18.4.2001 | | Text: | Telekom-Affäre: Ziel ist nicht die Einstellung der Untersuchung
Aurich/Leer (rak). Der Fall machte vor Jahren bundesweit Schlagzeilen:
Bei der Telekom-Niederlassung in Leer hatte es eine Welle von merkwürdigen Frühpensionierungen gegeben. Dafür interessierte sich die Auricher Staatsanwaltschaft, ermittelte, prüfte, legte sogar eine Anklage vor. Bis heute ist ein Hauptverfahren vor dem Auricher Landgericht nicht eröffnet worden.
Dazu der Leitende Oberstaatsanwalt Werner Kramer in Aurich: »Die Gespräche mit den Verteidigern und dem Gericht sind noch nicht abgeschlossen.« Kramer lässt keinen Zweifel daran, dass seine Behörde nur ein Interesse daran hat, »dasVerfahren in irgendeiner Art und Weise zu eröffnen.« Ziel der laufenden Gespräche sei nicht die Einstellung.
Die hätte man auch vor mehr als einem Jahr schon über die Bühne bringen können, als die Wirtschaftsstrafkammer unter Vorsitz von Richter Henning Schröder vorschlug, das Verfahren gegen Zahlung von 200000 DM einzustellen. Darauf ließ sich die Staatsanwaltschaft allerdings nicht ein.
Sie erreichte es zuvor mit einer Beschwerde auch, dass der Fall vom Oberlandesgericht in Oldenburg ans hiesige Landgericht zurück verwiesen wurde mit der Auflage, da seien noch Hausaufgaben zu machen.
Bisher gibt es vom Landgericht keine offizielle Stellungnahme dazu, warum sich die Wirtschaftsstrafkammer mit der Eröffnung der Verhandlung so schwer tut. Etwa, weil der Arzt, der die Frühpensionierungen mit seinen Gutachten möglich gemacht hatte, und der betreffende Niederlassungsleiter aus Leer nicht die Verantwortlichen sind, die das Gericht treffen möchte?
Kramer lässt keinen Zweifel daran, dass er einen der Verantwortlichen »von ganz oben« auf die Zeugenbank in Aurich bitten will, wenn das Landgericht mitspielt.
Andere Staatsanwaltschaften in Deutschland, etwa in Koblenz oder Köln, warten längst darauf, dass sich in Aurich etwas bewegt. Denn merkwürdige Frühpensionierungen, die Staatsanwälte glauben eher an die vom Unternehmen von oben verordnete Plünderung öffentlicher Pensionskassen, hatte es bei der Telekom auch andernorts gegeben. Doch wer gab die Anweisungen?
Die Telekom hat, die rund 60 Leeraner Fälle betreffend, längst weitere Gutachten zum Gesundheitszustand der Frühpensionierten nachgereicht. Die werden jetzt von der Auricher Staatsanwaltschaft nochmals überprüft. | | Autor: | Rheiderland Zeitung |
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